Segeln ist Leadership pur
Über uns
Klare Ziele, präzise Kommunikation und ein Teamgeist, der auch durch Stürme trägt. Das sind die Kernelemente, die den Segelsport kennzeichnen. Was können Unternehmen hieraus lernen? Jede Menge, zeigen die Erfahrungen der Padberg-Beratung. Die wichtigsten, haben wir für Sie in 10 Tips zusammengefasst.
Das Bonner Unternehmen ist nicht nur zu Land aktiv. Vielmehr bietet es seit mehr als 10 Jahren On-Boat- und Teamcoachings auf seiner Regattayacht im Mittelmeer. Die Unterschiede zum Unternehmensalltag werden rasch deutlich, angefangen mit einer klaren Zielplanung frei nach dem Motto „wer nicht weiß, wohin er segeln will, für den ist jedes Ziel beliebig.“
1. Kein Fokus ohne sinnes-spezifisch konkretes Ziel
Eine sechsköpfige Segelcrew trifft sich ein halbes Jahr vor der nächsten Sommerreise. Alle sind sich einig, dass es auf eine „schöne“ Insel gehen soll. Doch während die einen von einer warmen Mittelmeerinsel träumen, haben die anderen eher eine der kühleren Nordseeinseln im Sinn.
Die Segelcrew wägt die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Ziele ab, inklusive einzuplanender Kosten, Reisedauer, Proviant und Wasservorräte. Die Mannschaft einigt sich auf Korsika mit Startpunkt in Sète, Südfrankreich: Für alle Crewmitglieder entsteht jetzt ein gemeinsames und präzises Zielbild, was es zu sehen gibt, wenn sie gemeinsam als Team dieses Ziel erreicht haben.
Sie beginnen sich vorzustellen, wie sie mit ihrem 12 m langen Segelboot entlang der französischen Küste und nach einer gut 30 stündigen Nachtfahrt bei Sonnenaufgang die Küste Korsikas erblicken, unterwegs Delfine sehen und morgens den ersten Kaffee genießen. Schon jetzt steigt bei allen die Vorfreude bei dem Gedanken daran, wie sie nach der erfolgreichen Überfahrt in der Bucht von Girolata ankern und nach einem kräftigenden Frühstück ein erfrischendes Bad im Mittelmeer nehmen.
Insofern fängt jede Zielplanung mit einer sinnes-spezifisch so konkret wie möglichen Definition an. Sonst besteht die Gefahr von „Nebel“, durch den sich jeder seinen eigenen Weg zu bahnen sucht.
2. Klare Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen
Aus der Tourplanung ergeben sich klare Prioritäten, Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten. Neben einem Skipper, der auch die rechtliche Verantwortung für Schiff und Crew trägt, gibt es einen Navigator, eine Taktikerin für die optimal Segeleinstellung sowie drei weitere Crewmitglieder, die für den Segeltrimm verantwortlich sind. Die Einteilung des Kochens und der evtl. Nachtwachen erfolgt nach einem Plan.
3. Zeitpuffer für Schlechtwetter-Prognosen einbauen
Das Wetter bestimmt den Alltag jeder Segelcrew. Kein verantwortungsbewusster Skipper wird bei Sturm auslaufen. Die oberste Maxime an Bord ist „Sicherheit geht immer vor.“ Ein bevorstehender Sturm oder ein Gewitter bedeutet „Hafentage“ und das kann jede Planung auf den Kopf stellen. Insofern plant die Crew statt der vorgesehenen zwei Wochen Urlaub eine weitere Woche als Zeitpuffer ein.
4. Sicherheitscheck vor der Tour
Direkt nach der Besprechung vereinbart der Skipper mit seiner Werft einen Frühjahrscheck für sein Boot: Vier Wochen später steht es an Land und wird sorgfältig auf Materialschäden sowie Sicherheitsmängel geprüft: Hierzu gehören z.B. der Zustand des Rumpfes, des Riggs (Mast und Wanten), des Motors, der Segel, der Seeventile, der Schwimmwesten bis hin zu den Seenotraketen. Das Unterwasserschiff wird von Seegras und Muscheln gereinigt und bekommt einen neuen Anstrich.
Vor der Reise weist der Skipper alle Crewmitglieder in die Sicherheitsvorkehrungen ein und nimmt sich Zeit für Rückfragen.
5. Der Kapitän ist Vorbild für Teamgeist und gute Seemannschaft
Der wichtigste Garant gegen Meutereien an Bord ist das Vertrauen der Mannschaft in den Skipper. Und er muss hierfür das Vorbild sein.
Seine zentrale Aufgabe ist es, für Ruhe, Sicherheit und einen guten Teamgeist an Bord zu sorgen. Denn droht das Boot in Gefahr zu kommen, schauen alle zu ihm, erwarten klare Ansagen oder müssen beruhigt werden. Die Crew braucht die Gewissheit, dass der Kapitän sie gut und sicher durch den Sturm navigieren kann. Doch das schafft er nicht allein.
Gelingen kann das nur, wenn er schon vorher dafür gesorgt hat, dass alle im Team gut miteinander kooperieren und sich jede/r auf jede/n verlassen kann. Das erfordert seinerseits ein hohes Maß an Empathie seinem Team und auch sich selbst gegenüber. Sorgt er z.B. nicht für seine eigene mentale und körperliche Balance, wird er für die Crew zur Belastung oder sogar zur Gefahr.
6. Jedes Manöver wird angekündigt und rückgekoppelt
Die Segelsprache ist auf glasklare Kommunikation ausgerichtet, um jede Art von Missverständnis und Gefahr auszuschließen. So wird jedes Wendemanöver sorgfältig eingeleitet. Skipper: „Macht Euch alle klar zur Wende. Da vorne ist eine Untiefe und wir werden jetzt gleich wenden.“ Dabei reißt er nicht einfach das Ruder herum und riskiert, dass die Mannschaft über Bord geht, sondern prüft, ob alle auf ihrem Posten sind, um das Segelmanöver durchzuführen. Er fragt: „Klar zur Wende?“ Dann wartet er auf die Rückmeldung aller Crewmitglieder, die lautet „Klar zur Wende!“
Erst dann leitet der Skipper die Durchführung des Manövers mit den Worten „Ree“ ein, was soviel heißt, dass er jetzt das Boot wendet und die Crew sich um die Segeleinstellung kümmern muss. Die Geschwindigkeit Bootes spiegelt unmittelbar wider, ob das Manöver geklappt hat oder das Boot auf der Stelle steht. Und nach jedem Manöver gibt es eine kurze Besprechung zwischen Skipper und Crew, was gut gelaufen ist oder was z.B. bei der nächsten Wende besser laufen sollte.
7. Regelmäßige Standortbestimmung und Wetterplanung
Das Ziel ist klar und jetzt? Um es zu erreichen, muss der Navigator über die ganze Tour in kurzen Abständen Standortbestimmungen vornehmen und den Wetterbericht regelmäßig checken. So stellt er sicher, dass das Boot auf Kurs bleibt. Sonst drohen Kursabweichungen, die Gefahr, bei Untiefen auf Grund zu laufen oder in einen Sturm zu fahren. Er meldet seine Informationen an den Skipper weiter, damit dieser auf dem neuesten Stand ist und eventuell Kursanpassungen vornehmen kann.
8. Hindernisse rechtzeitig erkennen
„Kommt uns da ein Tanker entgegen?“, „Ist das Segelboot da hinten auf Kollisionskurs mit uns?“ „Ist das da vorne eine Sandbank?“ – Das Verleugnen von Gefahren ist ein sicherer Schritt, um im in Seenot zu geraten oder sogar unterzugehen. Zur stetigen Aufgabe des Navigators zählt es, Hindernisse frühzeitig zu erkennen und zu melden. Hierbei unterstützen ihn heute nicht nur die wachen Augen der Crew, sondern modernste Technik, wie ein AIS- oder Radar-System und sein Funkgerät.
9. Schlechtwetterplanung
Droht ein Sturm oder Gewitter auf See, trifft der Skipper alle Vorbereitungen, um auch Unwetter sicher zu überstehen. Er klärt mit seinem Team, wer, welche Aufgaben übernimmt und bis wann diese erledigt sein müssen: Segel reffen, Schwimmwesten, Lifebelts und Ölzeug anziehen, darauf achten, dass alles festgezurrt ist und alle Luken dicht sind.
Heißer Tee und belegte Brote werden vorbereitet, um die Kraft der Crew zu erhalten, falls der Sturm länger dauert. Manöver werden vorher in Ruhe durchgesprochen und mit viel Umsicht durchgeführt.
Kommt der Sturm, weiß jeder, was zu tun ist und alles kann in Ruhe erledigt werden. Legt der Sturm so zu, dass Segeln unmöglich wird, dreht die Crew bei oder läuft vor dem Sturm ab.
10. Regelmäßige Teambesprechungen - Die Zielerreichung feiern
Im Segelsport gehört das abendliche Feedbackgespräch zur festen Routine. Die Crew reflektiert, was am Segeltag wie gelaufen ist und welche Ressourcen für den Folgetag notwendig sind. Dabei achtet der Skipper auf eine positive Feedback-Kultur. Er ist konstruktiv und lösungsorientiert.
Sein Fokus liegt auch hier darauf, die Stärken jedes einzelnen Crewmitglieds zu stärken, statt Schwächen zu schwächen. Konflikten geht er nicht aus dem Weg, sondern geht diese immer mit dem Fokus auf Lösung an.
Und ein weiteres Ritual ist fester Bestandteil des Segelsports: Am Ziel angekommen, „feiert“ die Crew die Zielerreichung mit einem kühlen Getränk und/oder einer stärkenden Mahlzeit. „Dieses Ritual macht noch mal deutlich, wie sehr ein gutes Miteinander und ein guter Teamgeist hierzu beitragen. In so manchen Unternehmen fehlt das. Die Würdigung der Zielerreichung wird vergessen oder als selbstverständlich gesehen. Alles in allem ist der Segelsport ein hervorragendes Beispiel dafür, wie eng gutes Leadership und Teamgeist miteinander verbunden sind“, resümiert Ekkehart Padberg.
Die nächsten Termine zum On-Boat-Coaching sind vom 16. – 21.05.2024 und vom 11. – 16.09.2024