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2023 ist Schluss mit der Selbstoptimierung – Es bleibt alles wie es ist!

Bald ist es wieder so weit. Unweigerlich zum Jahresende tauchen wieder all die guten Vorhaben und Ziele auf, die wir uns bereits letztes Jahr gesteckt und meist schnell wieder ad acta gelegt oder verschoben haben. Jetzt stehen sie wieder vor der Tür und ganz oben auf der Liste: Nicht mehr rauchen, abnehmen, weniger Alkohol, den Job wechseln, Ruhe in die Beziehungskrise bringen, sich weiterbilden…..

Zeitungen, TV und Social Media sind zum Jahreswechsel voll davon, wie wir unsere persönlichen Ziele für 2023 bestmöglich erreichen können. Und wenn Sie sich dagegen entscheiden?

Lassen Sie doch einfach alles so, wie es ist. Schluss mit der ständigen Selbstoptimierung, anstrengender Selbstauseinandersetzung, mit Zielen, die wir nach kurzer Zeit sowieso nicht durchhalten, Versprechen an uns selbst, die wir nicht einhalten können. Frei nach dem Motto: „Sollen doch die anderen machen, was sie wollen, bei mir bleibt alles wie es ist und das ist gut so!“ Punkt, Aus, Ende der Diskussion.

Szenario 1: Nicht Veränderung – Nicht Veränderung

Gönnen Sie sich die Vorstellung, dass sich 2023 und auch gleich die Jahre danach, nichts, aber auch gar nichts bei Ihnen ändert. Und Ihr Umfeld bleibt ebenfalls unverändert. Status Quo forever! Ist diese Vorstellung angenehm für Sie, oder doch eher unangenehm oder sogar gruselig?

Was entstehen für Bilder vor Ihrem inneren Auge, was sagt Ihre innere Stimme dazu und wie fühlt sich das für Sie an? Wenn Sie sich sagen, „das ist genau das, was ich will und fühlt sich gut an“, okay. Dann wissen Sie genau, was Sie brauchen.

Fragen Sie sich aber bitte auch, was das für Sie für Konsequenzen hat, auf der positiven wie auf der negativen Seite. Spielen Sie dies für sich durch, bezogen auf sich selbst und Ihr Umfeld. Fühlt es sich danach immer noch stimmig für Sie an?

Vielleicht gönnen Sie sich zusätzlich auch noch drei weitere Fragen, nur einfach mal so, um zu sehen, wie sich Ihr persönliches Szenario dann verändert. Diese wie die Eingangs- und die weiteren zwei Fragen stammen aus der Systemischen Arbeit. Sie führen uns in kürzester Zeit vor Augen, welche Auswirkungen unsere persönlichen Entscheidungen haben.

Szenario 2: Veränderung - Veränderung

Starten wir mit dem Szenario, das Stefan W. kürzlich bei uns im Coaching durchgespielt hat.

Der 38-jährige Verwaltungsangestellte arbeitet seit 12 Jahren in einer Behörde, „weil ich auf Wunsch meiner Eltern einen sicheren Job gesucht habe, bei dem ich mir um mein Gehalt keine Sorgen machen muss. Den Job weiß ich in dieser Hinsicht zu schätzen, zumal ich seit 4 Jahren verheiratet bin und einen kleinen Sohn habe“, betont er.

Doch der Job langweilt ihn, besonders die ständigen Routinearbeiten und geringen Aufstiegsmöglichkeiten. „Die Vorstellung, dass ich mit dem Job in Rente gehe, ist für mich unerträglich. Schon jetzt habe ich von dem vielen Sitzen ständig Rückenschmerzen und ich sehe, dass sich meine Unzufriedenheit auch auf meine Beziehung auswirkt.“

Szenario 1 mit „Es bleibt alles so, wie es ist“, ist für ihn unerträglich. „Das kommt für mich absolutem Stillstand gleich. Die Konsequenz wäre, dass ich bald in einen Bore-Out reinsteuere, also das Gegenteil von einem Burnout, weil ich mich im Job so langweile und meine Ehe auf der Kippe steht.“ Im Coaching zeigt sich, dass Stefan sich dringend eine Veränderung für sein Leben wünscht. Wir spielen Szenario 2 durch: „Nur mal angenommen, Du veränderst Dich? Was verändert sich dann auch?“

Fakt ist: Wir alle sind Individuen, die ihre ganz persönlichen Entscheidungen treffen. Doch wir sind alle auch verbunden mit unserem Umfeld und bewegen uns in unterschiedlichen Kontexten, sei es privat oder beruflich. Deshalb beziehen die systemischen Fragen neben dem Einzelnen (Coachee) immer auch sein persönliches Umfeld mit ein.

Stefan hat vor einem Jahr eine zertifizierte Fortbildung im Bereich des Neuro-Linguistischen Programmierens (NLP) abgeschlossen, die ihn begeistert. „Beim NLP geht es nicht nur darum, mit anderen besser zu kommunizieren, sondern vor allem mit sich selbst und die individuellen Fähigkeiten und Talenten weiter zu entwickeln“, hebt er hervor.

Hinzu kommt, dass er die Trainerrolle interessant findet, zumal er lange Jahre in seinem alten Sportverein Tischtennistrainer für die Jugendmannschaften war und dies ihm immer viel Freude bereitet hat. Jetzt überlegt er, sich vielleicht selbst als NLP-Trainer ausbilden zu lassen, weil er gerne auch andere Menschen für dieses Thema begeistern möchte.

Szenario 3: Nicht Veränderung - Veränderung

Soweit so gut, könnte man meinen. Doch da es in einem professionellen Coaching nie um eine reine Euphorisierung gehen darf, die im Alltag nicht praktikabel ist, spielen wir noch zwei weitere Szenarien durch.

Nur mal angenommen, Stefan entscheidet sich dafür, alles so wie bisher vor seiner NLP-Ausbildung zu lassen. Das heißt, er geht nach wie vor jeden Tag zur Arbeit in seiner Behörde. Wenn also alles so bleibt, wie es ist. Was verändert sich trotzdem?

Rasch wird Stefan bei diesem Szenario klar, dass die Welt und sein Umfeld sich auch bei seiner Nicht-Veränderung weiter verändern. „Dann werde ich bald krank, falle bei der Arbeit aus, meine Ehe wird weiter leiden oder sogar zerbrechen und mein Sohn wird ein Scheidungskind. Das will ich auf keinen Fall“, wird ihm bewusst.

Die Konsequenz seiner persönlichen Nicht-Veränderung, seine Ehe zerbrechen zu sehen und eventuell den Kontakt zu seinem Sohn zu verlieren, sind für ihn unerträglich.

Danach gefragt, was sich in seinem Umfeld nicht verändert bzw. im besten Sinne bleibt, wenn Stefan sich entscheidet, seine Trainerausbildung nebenberuflich zu machen, kommt er ins Nachdenken. „Das hat mehr Vor- als Nachteile. Die Beziehung zu meiner Frau und meinem Sohn bleibt und wird sogar besser, einfach weil ich glücklicher bin und sich das unmittelbar auf uns drei auswirkt. Mein Job bei der Behörde bleibt und sichert zu einem Großteil das Einkommen meiner Familie, das ist auch gut. Bestimmt gehe ich auch wieder lieber zu Arbeit, einfach, weil ich durch die Trainings einen Ausgleich finde und hoffe, auch junge Menschen für dieses Thema zu begeistern.“

Szenario 4: Veränderung – Nicht Veränderung

In der Konsequenz zeigt sich hier für ihn, dass trotz seiner geplanten beruflichen Veränderung im positiven Sinne vieles so bleibt wie es ist oder sogar besser wird. „Das ist wunderbar und hätte ich zu Beginn des Coachings nicht erwartet. Da war ich einfach nur verzweifelt. Jetzt habe ich eine exakte Übersicht und vor allem ein Gefühl dafür bekommen, wie sich welche Entscheidung auswirkt und was das für Konsequenzen mit sich bringt“, so Stefan.

Fazit

Die Szenario Analyse mit den systemischen Grundfragen ist ein hervorragendes Coaching-Tool, um persönliche Themen oder Fragen, bei denen wir unsicher sind oder nicht weiterkommen zu scheinen, aus vier unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Und sie macht klar: Selbst wenn wir uns nicht verändern wollen, dreht sich die Welt weiter und verändert sich unser Umfeld trotzdem. Auch die Entscheidung, sich nicht zu verändern, hat Konsequenzen, ob wir wollen oder nicht.

Also, bevor Sie sich dazu entscheiden, 2023 alles beim Alten zu lassen, laden wir Sie herzlich zu einer Szenario-Betrachtung im Rahmen eines Coachings ein.

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