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Auch Superkräfte brauchen Wertschätzung

Wie aus Wertschätzung Wertschöpfung wird

Thema: Auch Superkräfte brauchen Wertschätzung

Von Ekkehart Padberg

Kennen Sie die weltberühmte David-Statue, die der italienische Künstler Michelangelo Anfang des 16. Jahrhunderts erschaffen hat? „Ich habe nur das freigelegt, was bereits da war“, lautete seine Antwort darauf, wie er diese bekannteste Skulptur der Kunstgeschichte erschaffen hat. Und sie ist eine wunderbare Metapher für die Talente, die in jedem von uns schlummern. Diese Talente sind unsere persönlichen „Superkräfte“.

Mindestens eine ganz besondere „Superkraft“ besitzt jeder von uns – nur häufig sind wir uns dessen gar nicht bewusst. Damit wir sie entdecken und entfalten können, brauchen unsere Talente die richtigen Nährstoffe. An erster Stelle stehen hier Würdigung und Wertschätzung.

Die „Talentdusche“ ist eine beliebte Übung in unseren Firmentrainings und internen Ausbildungen von Führungskräften. Hierbei spiegeln sich die Teilnehmenden, was sie jeweils in dem/der anderen für Talente sehen. Es ist erstaunlich zu erleben, wie sich bereits nach kurzer Zeit die Stimmung im Raum verändert: Zu Beginn sind alle zwar neugierig auf die Übung, aber noch etwas skeptisch. Zunächst gehen die Teilnehmenden zögerlich und etwas distanziert in den Dialog. Doch bereits während der ersten paar Minuten entspannt sich die Atmosphäre. Es gibt viele freudig überraschte Gesichter zu sehen, die Gestik wird lebhafter, die Mimiken hellen sich auf, die Augen fangen an zu leuchten, manchmal fließen sogar Freudentränen, unterbrochen von fröhlichem Lachen und freudigem Stimmengewirr.

Nach kurzer Zeit ist eine Atmosphäre der gegenseitigen Wertschätzung im Raum entstanden, die alle zu beflügeln scheint. „So viel geballte positive Energie habe ich für mich persönlich noch nie erlebt. Ich war erstaunt, dass so vielen Kolleginnen und Kollegen in mir Talente sehen, derer ich mir überhaupt nicht bewusst war oder die ich mir vielleicht auch nicht zugestehe“, fasst Corinna B. zusammen, was auch andere in dieser Übung erlebt haben. 

Talente zeichnen sich durch „anstrengungsfreie Exzellenz“ aus

Tatsächlich sind wir uns häufig unserer Talente gar nicht bewusst und wundern uns, dass andere sie für etwas Besonderes halten. Für uns selbst ist unser Talent so selbstverständlich, dass wir es als „natürlich“ empfinden. Bei Talenten, die uns geradezu mühelos und nahezu meisterhaft von der Hand gehen, sprechen wir von „anstrengungsfreier Exzellenz.“ Diese gilt z.B. für  Menschen, deren Talent im beruflichen Kontext zwar mit viel Arbeit und Zeit verbunden sein kann, die ihre Tätigkeit dennoch als „wohltuend“, „belebend“ oder „bereichernd“  beschreiben.

Im besten Fall erkennt und fördert unser Umfeld unsere Talente, so dass wir sie ganz entfalten können. Kinder, die bereits so aufwachsen, werden in ihren besonderen Fähigkeiten bestärkt und lernen an sich und ihre Kraft zu glauben. Damit bauen sie gleichzeitig eine Resilienz auf, die sie für das ganze Leben mental, psychisch und physisch stärkt. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass wir unser Talent auch zu beschützen lernen, damit wir es durch übertriebenen Ehrgeiz nicht erschöpfen oder an andere, die es nicht wertschätzen können oder wollen, verschwenden.

Anders steht es bei Menschen, die zwar auch die Erfahrung machen, dass sie über besondere Fähigkeiten verfügen, deren Talente jedoch zu verkümmern drohen, gerade weil sie ihnen so anstrengungsfrei von der Hand gehen. Ihr Umfeld spiegelt ihnen, dass ein Talent zwar schön und gut sei. Doch „wahre Leistung“ müsse „man“ sich „hart erarbeiten“. Der- oder diejenige könne sein/ihr Talent ja schließlich auch „privat ausleben“, wenn er oder siedann „später einen richtigen Beruf“ und dafür Zeit und Geld habe. In einem solchen Umfeld geben Eltern, Erzieher, Lehrer oder Ausbilder gesellschaftlich tief verankerte Glaubenssätze meist unbewusst und unreflektiert weiter durch gut gemeinte „Ratschläge“ wie: „Ohne Fleiß kein Preis“„Diese Sporen musst Du Dir erst verdienen“„Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“, oder auch subtilere wie „Wir wollen doch nur das Beste für Dich…“

Keine Frage, Talente müssen gefördert und trainiert werden. Robert Dilts, einer der international anerkanntesten NLP-Trainer und -Weiterentwickler, spricht von rund 10.000 Wiederholungen, bis aus einem Talent wahre Meisterschaft wird. Doch das Talent steht immer am Anfang und jede „Superkraft“ will erstmal entdeckt und gefördert werden, damit sie ihr ganzes Potenzial entfalten kann.

Fehlende Wertschätzung und Würdigung am Arbeitsplatz

Am Arbeitsplatz ist das Thema Würdigung und Wertschätzung nach wie vor hoch aktuell. Hier erleben viele von uns meist das Gegenteil zu der oben beschriebenen Talentdusche: In Firmen und Organisationen gleich welchen Zuschnitts herrscht häufig eher eine Rechtfertigungs-Kultur. Wir neigen dazu, KollegInnen, VetriebspartnerInnen und auch die ChefInnen viel zu schnell dafür zu kritisieren, was fehlt, nicht gesehen oder nicht gewürdigt wird. Ein Tag ohne Tadel gilt für die viele Beschäftigte als guter Tag. Neue Begriffe wie „Fehlerkultur“ verschieben diesen Fokus nicht wirklich.

Unabhängig davon, ob wir grundsätzlich ein gutes oder schlechtes Selbstwertgefühl haben, entsteht so über kurz oder lang eine Kultur, die auf Fehler und Missgunst, statt auf das bereits Gelungene ausgerichtet ist.

Hier hat auf Dauer niemand ein Interesse, sich mit seinen Problemen zu öffnen, weil er/sie ständig fürchten muss, dafür „bestraft“ oder ausgegrenzt zu werden. Dienst nach Vorschrift bei sinkender Motivation, einem erhöhten Krankenstand und sinkender Profit für die Firma sind dann häufig die Folgen. Auch ein „Casual Friday“, Obstkörbe am Firmeneingang, der Gratiskaffee und selbst ein gutes Gehalt können mangelnde Wertschätzung auf Dauer nicht aufwiegen. Wo ein solches Klima herrscht, gehen die Beschäftigten in die innere Emigration oder wechseln zu einem Wettbewerber.

Das heißt nicht, dass Fehler nicht angesprochen werden dürfen oder korrigiert werden müssen. Ganz im Gegenteil. Wir alle müssen Fehler machen, um daraus zu lernen. Doch gelingt dies am besten, wenn wir sie als lösungsorientiertes Feed-Back gespiegelt bekommen.

Ernsthafte Wertschätzung ist etwas anderes als „Lobhudelei“, frei nach dem Motto „Weiter so Herr/Frau Müller.“ Wertschätzung lebt von Augenhöhe und der Anerkennung, dessen, worin die Leistung konkret besteht. Gleichzeitig steckt in Wert-Schätzung auch das Wort „Wert“. Worin bestehen die Werte, die gemeinsam erreicht werden sollen? Gibt es Vereinbarungen, wie diese konkret über alle Hierarchieebenen hinweg geschaffen werden und welche Kommunikationsregeln hierfür eingehalten werden müssen? Existieren regelmäßige Feedback-Runden dazu, was innerhalb einer Woche, eines Monats oder Quartals besonders gut gelungen ist und wo Handlungsbedarf besteht? Wird ein solch wertschätzender Umgang tagtäglich gelebt, entsteht vor allem eines: Intrinsische Motivation und eine lösungsorientierete, lernende Organisation.

Fazit

Fakt ist: Nur in einer offenen Atmosphäre, in der Talente und Superkräfte erkannt, gewürdigt und gewertschätzt werden, wächst das Vertrauen der MitarbeiterInnen in sich selbst, die KollegInnen und die Chefetage. Das ist die Basis dafür, damit die individuellen Talente ihr ganzes Potenzial entfalten können. Und erst aus dieser gegenseitigen Wertschätzung entsteht für das Unternehmen nachhaltige Wertschöpfung.

Gerne zeigen wir Ihnen, wie Sie in Ihrem Unternehmen einen solchen Kulturwandel auf den Weg bringen können. Rufen Sie uns gerne an und vereinbaren Sie einen unverbindlichen Kennenlern-Termin.

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