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Wie Sie Ihre Ziele tatsächlich erreichen

In sechs Schritten zur Realisierung

Unsere Neurobiologie spielt bei jeder Zieleplanung eine zentrale Rolle: Wir wissen meist zu 100 Prozent, was wir nicht mehr wollen, wovon wir weg wollen, welches Verhalten wir „abstellen“ möchten.

Doch unser Gehirn braucht für sein Belohnungssystem ein klares, positives und wohlgeformtes Zielbild, das deutlich attraktiver als der Problemzustand ist. Sonst bleibt alles wie es ist und unser Gehirn reagiert mit negativen Bildern, Gedanken und Gefühlen auf das, was wir ihm anbieten: Ein weg-von-Ziel statt ein klars hin-zu-Ziel.

Wir stellen Ihnen sechs Schritte für die erfolgreiche Zielearbeit vor und zeigen, wie ein professionelles Coaching Sie dabei unterstützen kann, Ihre privaten oder beruflichen Ziele erfolgreich zu realisieren. 

Wie kann es sein, dass manche Menschen anscheinend spielerisch Ihre Ziele erreichen? Andere dagegen immer wieder scheitern oder rasch frustriert aufgeben? Das Wichtigste vorweg: Eine Zielerreichung braucht eine echte Veränderungsbereitschaft im Sinne einer klaren Musterunterbrechung, sonst brauchen Sie sich gar nicht erst auf den Weg zu machen. Ein bisschen weniger rauchen oder ab­nehmen sowie eine etwas bessere Arbeit liefern nicht die Energie, die es für eine tatsächli­che Zielerreichung braucht.

Sind Sie bisher mit Ihren Zielen gescheitert, haben Sie vielleicht ein negatives Ziel oder ein Vergleichsziel ge­wählt. Ein negatives Ziel erkennen Sie daran, dass es ein„weg-von-Zieel“ ist: Mit Formulierungen wie „ich will nicht mehr rauchen“, „endlich abnehmen“ oder „raus aus meinem jetzigen Job“, liefern Sie Ih­rem Gehirn eine Steilvorlage, damit alles so bleibt wie es ist – oder das Problem sogar noch größer wird. Bereits durch diese Art der Zielformulie­rung ist das Scheitern meist vorpro­grammiert, denn alle drei Vorsätze fokussieren weiter auf den aktuellen Problemzustand – das, von dem sie wegwollen. Auch ein Vergleichsziel wie „die Firma muss mehr Umsatz machen“ ist zu unspezifisch.

Unser Gehirn kennt keine Negationen

In der Konsequenz dreht sich alles nur noch um genau das, was wir vermeiden wollen: Und je stärker unser Wunsch ist, etwas zu unterlassen oder von etwas weg zu wollen, desto grö­ßer wird unsere innere Vorstel­lung hiervon. Denn unser Gehirn kennt weder das Wort „nein , „kein“ oder „nicht mehr“, noch reagiert es im gewünschten Sinne auf Formulierungen, die unspezifische Vergleiche enthalten wie „ich will mich mehr bewegen oder „Sie müssen mehr Leistung bringen, Frau Mustermann.“

Neurobiologisch reagiert unser Gehirn hierauf mit negativen oder unscharfen inneren Bildern. Es besteht sogar die Gefahr, dass diese die immer größer werden, weil wir nur noch um das Negative kreisen und die inneren Bilder mental-räumlich immer mehr Platz einnehmen. Viele Coachingklient:innen erleben diesen Zustand meistens als „beengend“ oder „einengend“, sie haben das Gefühl, dass sich alles nur noch um das dreht, was sie ja eigentlich vermeiden wollen und kommen nicht weiter.

Unsere Neurobiologie ist so angelegt, dass unser Gehirn unsere Gedanken in Sinneseindrücke, innere Vorstellungen und die dazugehörigen Gefühle übersetzt. Als erstes rea­giert meistens der visuelle Kanal mit einem inneren Bild, unmittelbar gefolgt von dem Ge­fühl, das dieses in uns auslöst. Wenn jemand sich  z.B. immer wieder sagt, „ich will keine Schoko­lade mehr essen“ oder „ich will nicht mehr rauchen“, reagiert sein/ihr Gehirn mit immer intensiveren Bildern genau auf das, was er/sie vermeiden will: Kein Wunder also, wenn wir den ganzen Tag an nichts anderes denken können als an Schokolade oder die nächste Zigarette.

Auch das vermeintlich positive Ziel „ich will raus aus meinem jetzigen Job“, fokussiert auf den Status quo. Dann entsteht für diese Person z.B. ein lebendiges Bild davon, wie ihn sein Chef auch die kommenden Jahre  mit immer mehr Arbeit überhäuft. Wir reagie­ren frustriert und unser inneres Gedankenkarussell dreht sich weiter. Was also tun?

Schritt Nr. 1: Positiv und ohne Vergleich
Das erste Kriterium für eine realistische Zielerreichung lautet: das Ziel muss positiv und ohne Vergleich sein. Statt „ich will nicht mehr rauchen“ würde es z.B. lauten: „Ich will bis Ende des Jahres wieder frei durchatmen können. Das erkenne ich daran, dass ich die vier Stockwerke ins Büro mit Leichtigkeit hochgehen und dabei ruhig atmen kann.“ In Bezug aufs Abnehmen: „Bis Ende Oktober habe ich mein Wunschgewicht von 65 kg und passe wieder in meine Lieblingsjeans.“ Beim Thema Job hieße eine zielführende Formulierung: „Ich möchte bis Dezember 2023 einen Job haben, in dem ich für meine Arbeit wertgeschätzt werde. Das erkenne ich daran, dass ich in meinem Fachgebiet eine Abteilung leite.“

Die Neurobiologie wohlgeformter Ziele

Schritt Nr. 2: Sinnes-spezifisch so konkret wie möglich

Wer sein so „wohlgeformtes“ Ziel vor Augen hat, verfügt meist bereits über eine klare innere Repräsen­ta­tion, wie das gewünschte Ergebnis aussieht, welche inneren und äußeren Geräu­sche damit verbun­den sind, wie es sich anfühlt, ob es in diesem Zusammenhang auch etwas zu riechen oder schmecken gibt. Diese innere Re­präsentation hilft uns dabei, den angestrebten Zustand be­reits im Hier und Jetzt jetzt über alle Sinneskanäle zu erleben.

Wieder reagieren also unser Gehirn und unsere Sinne, aber dieses Mal mit einer positiven, lösungs- sowie raumöffnenden Zielausrichtung. Und es gibt ein ganz klares inneres Zielbild, das uns buchstäblich nach vorne zieht.

Dieses wirkt neurobiologisch wie ein inneres Navigationssystem, das uns dabei unter­stützt, bevorstehende Hindernisse zu umfahren bzw. geschickt auszuweichen. Dadurch entsteht vor unserem Auge eine ganz klare, innere Vorstellung davon, wo wir exakt hinwollen und wie wir das Ziel in allen Facetten erleben möch­ten.

Ganz selbstverständlich setzt nahezu jeder von uns dieses Prinzip bei der Urlaubsplanung ein. Wir haben häufig schon Monate bevor es losgeht, ein inneres Bild vor Augen, wie wir uns am Urlaubsort erle­ben möchten, was es dort zu sehen und zu hören gibt, wie es sich anfühlt, dort das erste Mal im warmen Sand am Meer zu liegen oder die frische Luft auf einer Bergspitze einzuatmen…Was es vielleicht sogar jetzt schon zu riechen und zu schmecken gibt, wenn wir daran den­ken…

Diese Art des sinnesspezifisch konkreten Erlebens regt all unsere Sinne an und genau darum geht es bei der Zieleplanung. Natürlich muss eine Entscheidung auch rational sein, aber eben nicht nur. Rein rationale Entscheidungen entfachen in uns nicht die notwendigen Emotionen oder Begeisterungsfähigkeit, die wir für ein neues Ziel brauchen. Im Coaching unterstützt der Coach seine/n Klientin/en dabei, dass innere Bild sinnesspezifisch so konkret wie möglich zu repräsentieren. Es muss uns emotional „triggern“, sprich es muss eine wirkliche Begeiste­rung in uns auslösen und damit attraktiv für das Belohnungssystem unseres Gehirns sein. Vergleichbar ist dies z.B. mit dem inneren Bild einer wie auch immer gefüllten Schatztruhe, die auf uns auf dem „Gipfel“ des erreichten Ziels erwartet.

Das Zielbild konkretisieren, Ressourcen-Check, Meilensteine und Feedback-Kriterien

Schritt Nr. 3: „Go“ bei mehr als 51 % der notwendigen Ressourcen

Hierbei geht es um die Konkretisierung, d.h. abzuklären, ob der Coachee bereits über mehr als 51 Prozent eigener Fähigkeiten, Talente und Ressourcen verfügt, die er oder sie zur Ziel­erreichung braucht. Welche sind das genau und wie helfen ihm/ihr diese bei der Zielerrei­chung?

„Die Erfahrung aus unserer über 20-jährigen Coachingerfahrung zeigt, dass jeder Mensch über ausreichende Ressourcen für seine Zielerreichung verfügt oder Ideen dazu hat, wie er fehlende Ressourcen z.B. durch externe Unterstützung ergänzen kann“, hebt Ekkehart Pad­berg hervor, dessen Spezialgebiet das Coaching von Führungskräften ist. Glauben die viele Klien­t:innen anfangs über zu wenig innere Ressourcen zu verfügen, sind sie häufig bei der Klärung überrascht, meist über deutlich mehr als 51 Prozent zu verfügen. Sind es tatsächlich gefühlt weni­ger als 51 %, heißt es vielleicht das Ziel zunächst kleiner zu gestalten bzw. in Teilziele zu unterteilen.

Schritt Nr. 4: Die Kontextualisierung: Wie genau sieht das Zielbild aus?

Bei diesem Schritt gilt es das Zielbild auszugestalten, d.h. es mit allen notwendigen Details anzureichern, um es so konkret wie möglich zu gestalten. Hierbei geht es um die Klärung, was, wannn, wie, wo und bis wann genau erreicht sein muss, um das Zielbild nachzuschärfen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die emotionale Qualität, die dieses immer klarere Bild in uns erzeugt. Ohne diese bleibt das Bild beliebig und entfaltet nicht die notwendige Energie und Zugkraft. Ist das Zielbild klar, öffnet sich auch unser mentale Raum und das Zielbild wird immer lebendiger.

Schritt Nr. 5: Meilensteine und Feedback-Kriterien

Jetzt heißt es die einzelnen Schritte zum Ziel so genau wie möglich zu konkretisie­ren. Sprich woran kann der Coachee erkennen, dass er /sie seinem/ihrem Ziel näherkommt? Was sind die Meilensteine, an denen er/sie festmachen kann, dass ein Teil der Wegstrecke bereits geschafft is? Und was sind die Feedback-Kriterien an­hand derer er/sie erkennt, dass das Ziel „fertig“ oder „erreicht“ ist?

Schritt Nr. 6: Der Ökologie-Check und Futurepace

Im sechsten Schritt heißt es Farbe zu bekennen. „Ein gutes Coaching erkennen Sie immer da­ran, dass es nicht um Euphorisierung geht. Sondern jedes Ziel muss alltagstauglich sein, Hand und Fuß haben und den Praxistest bestehen“, so Brigitte Padberg, die auf die Themen Potenzial- und Gesundheitscoaching spezialisiert ist.

Deshalb lautet beim sogenannten „Ökocheck“ die Frage: Spricht etwas grundsätzlich gegen die Zielerreichung? Falls hier noch Vorbehalte kommen, muss das Ziel eventuell noch präzi­siert werden. In diesem Fall geht es zurück zu Nummer eins oder vier. Vielleicht ist das Ziel noch zu un­scharf, das innere Zielbild noch verschwommen oder er/sie hat ein unstimmiges Gefühl hierzu. Dann heißt es dranbleiben und zu schauen, was es noch wie zu präzisieren gibt. Eventuell gibt es auch einen zu klärenden inneren Glaubenssatz, der dem Ziel noch im Wege steht. 

Der letzte Schritt ist vielleicht der wichtigste und wird in vielen Coachings leider vergessen. Gemeint ist die Frage nach den mit dem Ziel verbundenen Konsequenzen. „Es gibt kein Ziel, nicht eines, das nicht mit Konsequenzen verbunden ist. Auch die Entscheidung, sich nicht für etwas zu entscheiden, ist eine Entscheidung und hat auch eine Konsequenz: Zum Beispiel die zu akzeptieren, dass alles so bleibt, wie es ist“, hebt Ekkehart Padberg hervor.

Kein Ziel ohne Konsequenzen

Insofern gilt es hier noch Mal Farbe zu bekennen: Sind Sie bereit, für Ihr Ziel die negativen Konsequenzen in Kauf zu neh­men? Wenn ja, welche sind das ganz konk­ret? 

Gibt es keinerlei Einwände, folgt der sogenannte „Futurepace“: „Was wird in der Zukunft dadurch möglich, dass Du Dein Ziel erreicht hast? Sowohl kurzfristig…und auch längerfris­tig….?“

Dieser gedankliche Schritt in die Zukunft öffnet dem Klienten/der Klientin weitere mentale Lö­sungsräume und liefert zusätzliche Konkretisierungen, was er/sie aus dem gelebten Ziel wei­ter entwickeln kann.

Fazit

Ziele leben von der grundsätzlichen Veränderungs­bereitschaft. Die sechs Schritte zeigen, dass die Planung unserer Ziele einer inneren Logik folgen muss, die unsere Neurobiologie einbezieht. Dann kann in uns ein Zielbild entstehen, das deutlich attraktiver als der aktuelle Zustand sein muss, damit es uns wirklich nach vorne „zieht“ und auch das Belo­hungssystem unseres Gehirns zufriedenstellt. Nicht zu vergessen sind die mit der Zielerreichung verbundenen Konsequen­zen. Zielführend kann in jedem Fall die Unterstützung durch einen professionellen Coach sein, der Sie bei Ihrer individuellen Lösungsfindung begleitet.

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